Die Herausforderung annehmen: Wie sich Sprachdienstleister an neue Branchentrends anpassen können

Nicole Loney 23. März 2023 Lesezeit 7 Min.
Die ständige Weiterentwicklung der Technologie, die steigenden Anforderungen des Lokalisierungsmarktes und unvorhersehbare wirtschaftliche Entwicklungen machen es für Sprachdienstleister wichtiger denn je, effizient und agil zu bleiben.
 
Um die Herausforderungen und Trends in unserer Branche und die Rolle der Technologie besser zu verstehen, haben wir kürzlich eine Umfrage durchgeführt, an der mehr als 200 Sprachdienstleister aus über 40 Ländern teilnahmen. Die wichtigsten Umfrageergebnisse haben wir Anfang März im Bericht „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche 2023?“ veröffentlicht. Dies war die dritte Umfrage dieser Art – wir haben unseren ersten Bericht zur Umfrage „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche?“ im Jahr 2016 und den zweiten im Jahr 2020 veröffentlicht.
 
In diesem Blog werde ich darauf eingehen, was die Erkenntnisse aus dem Bericht „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche 2023?“ für Sprachdienstleister bedeuten. Ich werde einige der Anforderungen, denen sie gegenüberstehen, hervorheben und erläutern, wie Technologie bei der Bewältigung dieser Herausforderungen helfen kann.
 
Allgegenwärtiger, zunehmender Druck
 
In den Unternehmen wird zunehmend erkannt, wie wichtig lokalisierte Inhalte für die Erschließung neuer Märkte sind. Entsprechend ist die Nachfrage nach Übersetzungen quasi exponentiell gestiegen. Obwohl freiberufliche Übersetzer:innen und unternehmensinterne Übersetzungsabteilungen ebenfalls mit steigendem Druck bei den Anforderungen konfrontiert werden, tragen Sprachdienstleister die Hauptlast.
 
Dies zeigte sich in unserem neuesten Bericht zur Umfrage „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche?“. 45 % der Sprachdienstleister verzeichnen eine gestiegene Anzahl von Projektdateien zur Übersetzung und 38 % eine Zunahme der Kunden, die in den letzten 12 Monaten Übersetzungen anforderten. Zusätzlich zu dieser gestiegenen Nachfrage setzen die Kunden die Sprachdienstleister unter Druck, ihre Preise weiter zu senken und Übersetzungen schneller zu liefern.
 
Besorgnis bezüglich der Preisgestaltung ist nichts Neues – seit Jahren klagen Sprachdienstleister über stagnierende oder sinkende Preise. Aufgrund der steigenden Inflation und der wirtschaftlichen Ungewissheit schränken Unternehmen weltweit ihre Budgets ein, die Übersetzer:innen verlangen mehr für ihre Dienste, und die Sprachdienstleister stehen zwischen diesen beiden Faktoren. Wie können Sprachdienstleister angesichts der zunehmenden Nachfrage diesem Preisdruck begegnen und gleichzeitig Übersetzungen schneller und in hoher Qualität liefern?
 
Immer weniger erfahrene Mitarbeiter:innen
 
Hinzu kommt, dass unser jüngster Bericht auch einen wachsenden Fachkräftemangel in der Branche aufzeigt. Beim Vergleich mit den Ergebnissen von 2020 ergibt sich folgendes Bild:
  • 2020 hatten 27 % der Mitarbeiter:innen der Sprachdienstleister weniger als 5 Jahre Erfahrung und 73 % mehr als 5 Jahre.
  • 2023 haben 31 % der Mitarbeiter:innen der Sprachdienstleister weniger als 5 Jahre Erfahrung und nur noch 69 % mehr als 5 Jahre.
Noch besorgniserregender ist jedoch, dass sich dieser Rückgang in der Erfahrung über die gesamte Lieferkette hinweg bemerkbar macht (siehe Grafik unten). Sprachdienstleister stehen im Mittelpunkt des Lokalisierungsprozesses und werden von ihren Kunden und Dienstleistern als Berater und Unterstützer angesehen. Durch die Abnahme der Erfahrung in der Lieferkette wird der Bedarf nach Unterstützung wahrscheinlich weiter zunehmen, was die ohnehin schon ausgelasteten Sprachdienstleister weiter belastet.
 

 
Eines ist jedoch ganz klar: Da immer weniger Menschen in die Branche eintreten, wird es für die Sprachdienstleister immer schwieriger, neue Talente zu rekrutieren. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt: Wenn die Nachfrage höher als das Angebot ist, steigt der Preis. Das bedeutet, selbst wenn Sie neue Talente finden, können Sie es sich möglicherweise nicht leisten, sie einzustellen. Im neuesten Bericht „Die Nimdzi-100-Liste 2022“ führten Sprachdienstleister die Mitarbeitergewinnung und die Mitarbeiterbindung als zwei ihrer derzeit größten Herausforderungen auf.
 
Die oben gestellte Frage wird infolgedessen noch komplizierter. Wenn die Nachfrage steigt und Linguist:innen zunehmend über weniger Erfahrung verfügen, wie können Sprachdienstleister dann die gleichen qualitativ hochwertigen Übersetzungen schneller und kostengünstiger bereitstellen?
 
Die Rolle der Technologie
 
Da die Mitarbeitergewinnung schwieriger geworden ist, wenden sich die Sprachdienstleister der Technologie zu, um den Druck, dem sie ausgesetzt sind, zu verringern. Laut Nimdzi-100-Liste 2022 „investieren mehr als drei Viertel der Sprachdienstleister jetzt im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie in Technologie“.
 
Sprachdienstleister waren schon immer begeisterte Nutzer von Übersetzungstechnologien, da sie wissen, wie wichtig diese für die effektive Betreuung ihrer Kunden sind. Dennoch glauben 83 %, dass sie ihre Übersetzungsprozesse verbessern müssen, um die Herausforderungen zu meistern, denen sie gegenüberstehen. CAT-Tools sind immer noch die von Sprachdienstleistern meistverwendete Technologie (90 %) – und das ist keine Überraschung. CAT-Tools wurden in erster Linie entwickelt, um die Leistung der einzelnen Mitarbeiter:innen bei wichtigen Übersetzungsaufgaben zu verbessern. Sie wurden nicht konzipiert, um das Projektmanagement zu vereinfachen oder die flexible Zusammenarbeit zu erleichtern.
 
Neuere Technologien wie Tools für die Zusammenarbeit und Übersetzungsmanagement-Systeme helfen Teams bei der Steigerung ihrer Effizienz, indem sie Prozesse optimieren und zeitaufwendige Aufgaben automatisieren. Erfreulicherweise erkennen 54 % der Sprachdienstleister deren Wert und planen, als nächsten Schritt für die unternehmerische Weiterentwicklung in Tools für die Zusammenarbeit zu investieren.
 

 
Ebenfalls auffällig ist, dass sehr wenige (nur 9 %) der Sprachdienstleister auf der Suche nach neuen Funktionen oder Software sind. Dies deutet darauf hin, dass sie bereits über alle Mittel verfügen, die sie benötigen. Die Herausforderung besteht darin, zu wissen, wie diese effektiv genutzt werden können. 56 % der Sprachdienstleister wünschen sich mehr Produktsupport, und 51 % fordern mehr/bessere Schulungen. Hier ergibt sich das Bild einer Branche, die ihre Nutzer:innen besser unterstützen muss.
 
So kann Trados helfen
 
Es gibt viele Strategien, die Sie als Sprachdienstleister umsetzen können, um sich an die wachsenden Anforderungen unserer Branche anzupassen. Trados kann Sie dabei auf verschiedene Weise unterstützen. Hier sind meine wichtigsten Vorschläge basierend auf den Umfrageergebnissen von 2023:
  • Nutzen Sie Ihre vorhandene Übersetzungstechnologie optimal
  • RWS Community: Eine Community zum Wissensaustausch mit Trados-Benutzer:innen und -Expert:innen.
  • Infoportal: Durchstöbern Sie die vielen Infomaterialien auf unserer Website, darunter Berichte, Videos, Produktbeschreibungen und mehr.
  • Integrierter Produktsupport: Wir bieten Ihnen Support und nützliche Tipps genau dort, wo Sie sie benötigen – innerhalb der Software.
  • Online-Webinare und -Veranstaltungen: Unsere Webinare und Veranstaltungen umfassen Schulungen, die aufgezeichnet werden, damit Sie sie zu einem für Sie passenden Zeitpunkt ansehen können.
  • Schulungskurse (kostenpflichtig): Unsere Schulungskurse werden von Branchenexpert:innen in verschiedenen Sprachen angeboten und sind vor Ort oder online verfügbar.
 
2. Einführung neuer Technologien
 
Wie bereits erwähnt, werden im Bericht „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche?“ die Tools für die Zusammenarbeit als besonders wichtig für Sprachdienstleister angesehen, wenn es darum geht, in welche Übersetzungssoftware als Nächstes investiert werden soll. Außerdem zeigte sich, dass Sprachdienstleister durchschnittlich bereits fünf verschiedene Übersetzungstechnologien für ihr Geschäft verwenden, aber nur 18 % derzeit Integrationen und Konnektoren nutzen, um ihre Systeme miteinander zu verbinden. Basierend auf diesen Statistiken ist es offensichtlich, warum 83 % der Sprachdienstleister bestätigen, dass sie ihre Geschäftsprozesse verbessern müssen, um die Herausforderungen zu meistern, denen sie gegenüberstehen. Durch die Verwendung getrennter Systeme wird der Übersetzungsprozess erheblich verlangsamt, und das beeinträchtigt die Markteinführungszeit.
 
Trados Team, unser Tool für die Zusammenarbeit, kann Ihnen dabei helfen, Ihre Workflows zu optimieren. Es ist nahtlos mit Trados Studio integriert, um Übersetzungsteams dabei zu unterstützen, qualitativ hochwertige Projekte schneller und kostengünstiger bereitzustellen. Trados Team liefert außerdem eine Auswahl an Konnektoren, um die Systeme und Anwendungen, die Ihr Unternehmen nutzt, miteinander zu verbinden. Darüber hinaus steht Ihnen in unserem AppStore eine große Anzahl von größtenteils kostenlosen Apps zur Verfügung, mit denen Sie Ihre Übersetzungsumgebung personalisieren und Ihre Übersetzungsprozesse anpassen können.
 
3. Gewinnung neuer Talente für die Branche
 
Abschließend lässt sich im Bericht ein Rückgang der Erfahrung in der Branche feststellen – und es wird klar, dass sich die Gewinnung neuer Talente fortlaufend schwieriger gestaltet. Auch wenn es dafür keine einfache Lösung gibt, wissen wir, dass Generation Z großen Wert auf moderne Tools legt und von Unternehmen angezogen wird, die hybride Arbeitsweisen anbieten. Der Einsatz von Cloud-Technologie könnte daher dazu beitragen, die Branche für Neuzugänge attraktiver zu machen. Cloud-Technologie bietet nicht nur die Flexibilität, von überall aus auf einer Vielzahl von Geräten zu arbeiten, sondern liefert auch eine sichere und zentralisierte Speichermöglichkeit für Ihre Dateien und Übersetzungsressourcen. Die hier vorgestellten Strategien basieren auf den Herausforderungen, mit denen sich die Übersetzungsbranche laut den Erkenntnissen aus unserer Umfrage „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche 2023?“ derzeit konfrontiert sieht. Wenn Sie mehr über aktuelle Trends erfahren und wissen möchten, wie sich die Einstellung zu Technologie in den letzten Jahren verändert hat, lesen Sie den vollständigen Bericht.
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Nicole Loney

Product Marketing Manager
Nicole Loney hat seit ihrem Abschluss an der Aberystwyth University im Jahr 2015 einen akademischen und professionellen Marketing-Hintergrund und ist nun Product Marketing Manager für Trados. Nicoles Fokus liegt auf den Märkten für freiberufliche Übersetzer:innen und Sprachdienstleister. Sie ist für die Einführung neuer Produkte, die Erstellung produktorientierter Inhalte und die Durchführung von Marktforschung verantwortlich. Dank ihres Abschlusses in Marketing und Französisch hat Nicole eine Leidenschaft für das Verbraucherverhalten entwickelt, um zu verstehen, was die Kund:innen brauchen, und sie auf die richtigen Lösungen zu verweisen.
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