Wie können freiberufliche Übersetzer:innen in einer unter Druck stehenden Branche erfolgreich bestehen?

Nicole Loney 03. März 2023 Lesezeit 5 Min.
„Eine Branche unter Druck“ – diese Aussage hören wir sehr oft, insbesondere in der Lokalisierungsbranche. Die Nachfrage nach Übersetzungen steigt exponentiell. Das liegt an der Digitalisierung, an den sozialen Netzwerken und an der unbestreitbaren Tatsache, dass Kunden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Produkte und Dienstleistungen kaufen, wenn diese in ihrer eigenen Sprache vermarktet werden. Tatsächlich gaben 89 % der Teilnehmer:innen in der aktuellen RWS-Umfrage „2023 Freigeschaltet“ genau das an. Es stimmt, dass die Lokalisierungsbranche wächst: 2021 um 11,75 % und in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich um weitere 7,5 %. Doch ist sie der Nachfrage gewachsen?
 
Trados hat kürzlich eine weltweite Umfrage zum Stand der Lokalisierungsbranche durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Befragung sind nun in unserem Bericht „Wohin gehen die Trends in der Übersetzungsbranche 2023?“ nachzulesen. Wir wollten besser verstehen, welchem Druck Sie ausgesetzt sind, und Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, um diesen zu verringern.
 
Die Reaktion war umwerfend: Mehr als 1.400 freiberufliche Übersetzer:innen aus über 100 Ländern haben teilgenommen. Hier werde ich einige unserer wichtigsten Erkenntnisse vorstellen, die zeigen, wo der Druck am stärksten ist und was Trados tun kann, um in dieser Situation zu helfen.
 
Intelligenter statt härter arbeiten.
 
Sprechen wir zunächst über den bevorstehenden Fachkräftemangel. Es ist kein Geheimnis, dass es in der Lokalisierungsbranche schwierig ist, qualifizierte Linguist:innen zu finden. Es gibt keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob der Grund für die Abwanderung schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne oder einfach die Tatsache ist, dass die Generation, die die Lokalisierungsindustrie in den 1980er Jahren aufgebaut hat, in den Ruhestand geht. Der Trend hat sich jedoch in unseren Ergebnissen aus dem Jahr 2023 deutlich widergespiegelt. Beim Vergleich mit den Ergebnissen von 2020 ergibt sich folgendes Bild:
 
2020 hatten 19 % weniger als 5 Jahre Erfahrung und 64 % mehr als 10 Jahre.
2023 haben 29 % weniger als 5 Jahre Erfahrung und nur noch 55 % mehr als 10 Jahre.
 

 
Wie Sie sehen, hat sich der angegebene Wert für die Erfahrung zum unteren Ende der Skala hin verlagert. Wenn die Nachfrage steigt und die Zahl an verfügbaren Übersetzer:innen sinkt, verschärft sich der Druck auf die Branche. Es ist wichtiger denn je, dass wir intelligenter statt härter arbeiten, um die Kundenerwartungen zu erfüllen.
 
Dabei kann der Einsatz der richtigen Technologie helfen.
 
Wie erwartet haben unsere Ergebnisse gezeigt, dass ein Drittel der freiberuflichen Übersetzer:innen in den letzten 12 Monaten einen Anstieg der Arbeitsanforderungen verzeichnete – insbesondere hinsichtlich der Anzahl der Projektdateien, der Größe der Projekte und der Anzahl der Kunden, die Übersetzungen anfragten. Die Nachfrage nimmt in allen Bereichen zu. Für Unternehmen ist das eine positive Entwicklung, doch für Übersetzer:innen kann es schwierig sein, diese ohne die richtigen Prozesse und Technologien zu erfüllen. Die gute Nachricht ist, dass die meisten von Ihnen dies bereits wissen und entsprechende Änderungen planen, um den Druck zu bewältigen. Unsere Daten zeigen:
  • 72 % erkennen an, dass sie ihre Prozesse verbessern müssen.
  • 69 % sehen Verbesserungsbedarf bei ihrer Arbeitsweise.
  • 33 % planen, in den nächsten 12 Monaten in Übersetzungstechnologie zu investieren.
Außerdem stellten wir fest, dass 51 % derzeit maschinelle Übersetzung verwenden (ein Anstieg um 8 % im Vergleich zu 2020). Hintergrund ist vermutlich die Beschleunigung der Übersetzungsprozesse, um so mehr Zeit für besonders wichtige Übersetzungen zu haben. Bei der Frage, in welche Übersetzungstechnologien freiberufliche Übersetzer:innen als Nächstes investieren könnten (mit Ausnahme der bereits verwendeten), wurden vornehmlich CAT-Tools (45 %), Terminologiemanagement-Tools (39 %) und Tools für die Zusammenarbeit (29 %) genannt. Interessant ist hierbei, dass sich die Tools für die Zusammenarbeit unter den drei meistgenannten Technologien befinden. Sie stellen eine weitere Möglichkeit dar, mit der Übersetzer:innen die Arbeitslast verteilen und bewältigen können.
 
Die Einstellung zur Cloud wird immer positiver.
 
Ein bemerkenswerter Trend in der letzten Zeit ist die Nutzung von Cloud-Übersetzungstechnologie, die viele Vorteile bietet. Cloud-Technologie kann fortlaufend aktualisiert werden, basiert oft auf modernerer Technologie und kann ganz einfach über einen Browser aufgerufen werden, egal wo auf der Welt Sie sich befinden. Da die Cloud-Technologie jedoch relativ neu ist, zögern manche noch mit der Einführung dieser Tools. Daher freuen wir uns sehr, dass sich die Einstellung zur Cloud laut unserem Bericht von 2023 eindeutig verbessert hat. Beim Vergleich mit den Ergebnissen aus 2020 ergibt sich folgendes Bild:
  • 60 % glauben, dass cloudbasierte Lösungen eine größere Flexibilität ermöglichen (Anstieg um 8 %).
  • 45 % meinen, dass cloudbasierte Tools ebenso produktiv sind wie desktopbasierte Tools (Anstieg um 10 %).
  • 45 % hätten kein Problem damit, die Cloud für den Umgang mit vertraulichen Dateien zu nutzen (Anstieg um 14 %).
 

 
Zudem sorgen sich weniger Übersetzer:innen um die Cloud-Sicherheit (Rückgang um 8 %) und das Risiko durch Ausfallzeiten der Software (Rückgang um 6 %). Sie verlassen sich zwar noch nicht vollständig auf die Cloud, aber es ist offensichtlich, dass das Vertrauen in die Technologie steigt – 53 % würden derzeit am liebsten eine Kombination aus cloud- und desktopbasierter Technologie für ihre Arbeit verwenden. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wir intelligenter arbeiten können. Durch die Nutzung beider Umgebungen erhalten Sie mehr Kontrolle über Ihre Übersetzungen und können effizienter als je zuvor übersetzen.
 
Unterstützung durch Trados
 
Als Ihr Partner in dieser Branche wollten wir wissen, was wir tun können, um Sie zu entlasten. Die Antwort war klar und deutlich:
  • 70 % wünschen sich benutzerfreundlichere Technologie.
  • 49 % erhoffen sich mehr Produktsupport.
  • 45 % sind an mehr/besseren Schulungen interessiert.
  • Nur 7 % möchten neue Produktfunktionen.
Wir wollen Sie in diesen Bereichen unterstützen und haben bereits mit der Umsetzung begonnen. Die Ergebnisse zeigen, dass Sie am liebsten durch das Anschauen von Videos (75 %), das Lesen von Artikeln im Internet (61 %) und die Teilnahme an Webinaren (50 %) lernen. Wir wissen jedoch auch, dass jede:r persönliche Vorlieben hat. Unter unseren vielen verschiedenen Infomaterialien ist (hoffentlich) für jede:n etwas dabei:
  • Neue Webinar-Reihe – Aktuell überarbeiten wir unsere kostenlosen monatlichen Webinare, um Ihnen neue Inhalte zu bieten. 56 % der Übersetzer:innen gaben an, nicht genügend Zeit für Veränderungen zu haben, um aktuelle Herausforderungen bewältigen zu können. Daher haben wir unsere Webinare so gestaltet, dass sie kürzer und vorführorientiert sind sowie eine Fragerunde enthalten. Auf diese Weise wirken sie ansprechender und lassen sich leichter in Ihren Alltag integrieren. Wenn Sie Neueinsteiger:in sind, sehen Sie sich unsere Translation Productivity 101-Reihe an, um mehr über die grundlegenden Funktionen von Trados zu erfahren. Für erfahrene Anwender:innen haben wir eine 201-Reihe entwickelt. Sie richtet sich an alle, die ihre Fähigkeiten erweitern möchten. Alle Webinar-Aufzeichnungen sind auch auf Abruf hier verfügbar.
  • RWS Community-Foren – Besprechen Sie Probleme, stellen Sie Fragen und diskutieren Sie Trends in unseren Online-Community-Foren. In unseren Communitys sind Trados-Mitarbeiter:innen wie auch Ihre Kolleg:innen präsent.
  • E-Learning-Kurse verfügbar – Falls Sie auf der Suche nach Schulungen sind, dürften Sie unsere E-Learning-Kurse interessieren. Am Ende der Schulung können Sie eine Zertifizierungsprüfung ablegen, um Ihr Wissen unter Beweis zu stellen.
  • Trados-Infoportal – Hier können Sie auf alle Trados-Infomaterialien zugreifen, ganz gleich, ob Sie nach Produktvideos, Artikeln, Webinaren oder mehr suchen.
Es ist auch unsere Verantwortung als Technologieanbieter, neue Talente für die Lokalisierungsbranche zu gewinnen, um den Druck auf die aktuellen Mitarbeiter:innen zu verringern. Wir werden unsere Technologie weiter modernisieren, um die Branche attraktiver zu machen (Generation Z legt großen Wert auf moderne Tools) und um hybride Arbeitsweisen zu ermöglichen (68 % der Generation Z bevorzugen diese Arbeitsweise). In diesem Bereich haben wir schon große Fortschritte erzielt:
 
  • Trados Studio verfügt über Cloud-Funktionen – Jetzt können Sie entscheiden, ob Sie auf dem Desktop, in der Cloud-Umgebung oder mit einer Kombination aus beiden Möglichkeiten arbeiten möchten. Durch die besondere Flexibilität können Sie frei über Ihre Arbeitsweise entscheiden. 
  • RWS AppStore – Laden Sie Apps herunter, um Ihre Prozesse anzupassen und Ihre Übersetzungsumgebung zu personalisieren. Wählen Sie die benötigten Funktionen aus und installieren Sie diese mit einem Klick.  
  • Verbesserung der vorhandenen Funktionen – Wir haben uns ins Zeug gelegt. Anstatt den Fokus nur auf das Hinzufügen neuer Funktionen in Trados zu legen, haben wir uns dazu entschlossen, bereits vorhandene Funktionen ebenfalls zu verbessern. Auf diese Weise können Sie mit den Tools, die Sie kennen und lieben, noch effizienter arbeiten. Erfahren Sie hier, welche Verbesserungen wir auf der Grundlage Ihres Feedbacks zu Trados Studio 2022 vorgenommen haben.
 
So geht es weiter
 
Bis die Branche mehr Talente anziehen kann, um mit der Lokalisierungsnachfrage Schritt zu halten, wird sich der Druck nicht verringern. Es gibt jedoch Wege, um effizienter zu arbeiten. So lässt sich die erhöhte Arbeitslast besser bewältigen. Erfreulicherweise gibt es bereits etliche Optionen: Sie können Ihre Prozesse verbessern, neue Technologien verwenden oder lernen, wie Sie Ihre vorhandene Technologie optimal nutzen (oder alle drei Möglichkeiten!). Egal, was Sie aktuell für die Lokalisierung benötigen – Sie können sich darauf verlassen, dass Trados Ihnen zur Seite steht. Haben Sie Anmerkungen? Wir freuen uns von Ihnen zu hören.
Lesen Sie den vollständigen Bericht
Nicole Loney
AUTOR

Nicole Loney

Product Marketing Manager
Nicole Loney hat seit ihrem Abschluss an der Aberystwyth University im Jahr 2015 einen akademischen und professionellen Marketing-Hintergrund und ist nun Product Marketing Manager für Trados. Nicoles Fokus liegt auf den Märkten für freiberufliche Übersetzer:innen und Sprachdienstleister. Sie ist für die Einführung neuer Produkte, die Erstellung produktorientierter Inhalte und die Durchführung von Marktforschung verantwortlich. Dank ihres Abschlusses in Marketing und Französisch hat Nicole eine Leidenschaft für das Verbraucherverhalten entwickelt, um zu verstehen, was die Kund:innen brauchen, und sie auf die richtigen Lösungen zu verweisen.
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